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345.004 Schafe stimmen mit JA!

26. April 2009, 11:45Lukas / REF

»Nur Schafe stimmen mit JA!« vor zwei Wahllokalen in Schlachtensee am 26. April 2009

Heute ist der Tag der Freiheit und wir genossen ihn in der Sonne am See. Deswegen kommen wir erst jetzt dazu, einen Blick in unser elektronisches Postfach zu werfen: Wir haben Post!

Unsere Informantin in Schlachtensee – sie möchte aus nachbarschaftlicher Vorsicht ungenannt bleiben – übermittelte uns Fotos vom heutigen Tag und schreibt:

Ich kann es kaum erwarten, dass dieser Unsinn am Abend hoffentlich vorbei ist.

Am Morgen des 26. April 2009 hingen rund um den Schlachtensee hingen diese Dinger an Gartentoren, Eingangstüren, Autos, Bäumen…

Unmittelbarer Nachbar ist er ja nicht, aber bekannt ist mir der »Pro Reli«-Vositzende Lehmann schon. Heute morgen sah ich ihn früh um sieben mit seinen Kindern durch die Straßen ziehen. Werbung machen. Sie klebten gelbe Zettel mit der Aufschrift »Nicht ver­gessen: Am Sonntag zur Wahl gehen und mit ›JA‹ stimmen!« auf Brief­kästen und Klingel­schilder und hingen »Pro Reli«-Wahl­erinnerungs-Papphenkel an Hecken, Auto­türen, Garten­tore und Haustüren – und, wie ich beim Morgenlauf mit dem Hund sah, auch in die Büsche an der Fischerhütte. Da war die Hälfte schon vom Wind auf die Erde geweht; Gedanken, wer das wieder weg macht, macht sich der Herr Nachbar natürlich nicht.

… aber nicht sonderlich lange, dann hatten sie erboste BürgerInnen »unschädlich« gemacht. BSR, übernehmen Sie!

Auf dem Rückweg ist mir voller Freude bei den Treppen am Elvira­steig ein kleines Häufchen zerrissener Papp­henkel aufgefallen. Da sind wohl auch in diesem piefigen Stadtbezirk noch ein paar Menschen der gleichen Meinung wie ich – wenn ich nur wüsste wer…

Später auf dem Weg zum Wahllokal hab ich noch einige zerrissene Papphenkel gesehen. Da hat wohl jemand eine Tour gemacht. (Bei ein paar hab ich meine Wut dann auch rausgelassen – es hat mich niemand gesehen.)

»Nur Schafe stimmen mit JA!« vor einem Wahllokal in Grunewald am 26. April 2009

Immer wieder Nachbarn grüßen: »Ach, guten Morgen! Kommen Sie auch Ihrer Bürgerpflicht nach?!« – »Ja, ja, natürlich.« – »Da hat der Herr Lehmann ganz schön was auf die Beine gestellt.« und immer so weiter. Und ich verdrehe mich ein bisschen und lächle schön mit.

Kurz vor dem Wahllokal sah ich dann an verschiedenen Stellen Plakate mit der Aufschrift »Nur Schafe stimmen mit JA!« Eine innere Freude! Keine Ahnung, wer in diesem Stadtteil sowas aufhängt, aber aus vollem Herzen: Vielen Dank! Und bitte kommt wieder, wenn der nächste Unsinns­volks­entscheid ansteht!

»Nur Schafe stimmen mit JA!« auf einem »Pro Reli«-Plakat im April 2009

Am Mittag hab ich noch eine kleine Fahrradtour gemacht und da blökten die Schafe auch von »Pro Reli«-Plakaten. Und wenn es stimmt, was die im Radio sagen, dann dürfte der Quatsch gescheitert sein. Auch wenn in diesem Bezirk 80 Prozent mit Ja gestimmt haben sollten.

Liebe Informantin, hab herzlichen Dank für deine Nachricht, die Fotos und die Erlaubnis alles hier veröffentlichen zu dürfen.

Und ja: Das Radio scheint nicht zu lügen. Aktuell berichtet der Landesabstimmungsleiter bei 95,5 100 Prozent ausgezählten Stimmen:

  • Wahlbeteiligung: 28,2 29,2 %
  • Ja-Stimmen: 48,5 % der abgegebenen Stimmen – 13,7 14,2 % aller Wahlberechtigten
  • Nein-Stimmen: 51,3 %
  • Ungültige Stimmen: 0,2 %

(Update 26. April 2009, 23.30 Uhr)

Inzwischen sind alle Stimmen ausgezählt und das vorläufige Ergebnis steht fest – die Zahlen oben sind ergänzt.

Und hinweisen wollen wir noch auf unseren Tipp vom Montag:

Am 27. April 2009 können Sie dann, wie viele andere BerlinerInnen auch, bei Ihrem zuständigen Amtsgericht den Austritt aus der Kirche erklären. Natürlich nur wenn Sie wollen.

(Update 5. Mai 2009, 11.30 Uhr)

Eben teilt der Landesabstimmungsleiter das endgültige Ergebnis mit:

  • Wahlbeteiligung: 29,2 %
  • Ja-Stimmen: 48,4 % der abgegebenen Stimmen – 14,1 % aller Wahlberechtigten
  • Nein-Stimmen: 51,4 %
  • Ungültige Stimmen: 0,2 %