REF: Religion Ethik Fundamentalismus

Wahlempfehlung: Für die Walfreiheit!

20. April 2009, 09:30Johannes / REF

Pro Reli fordert Walfreiheit. Da sind wir dabei!

Liebe Mitbürgerinnen,
lieber Mitbürger,

uns erreichen in diesen Tagen viele Fragen was denn nun am 26. April beim Volksentscheid zu tun sei. Sie haben zwei Möglichkeiten:

  • bleiben Sie zu Hause
  • gehen Sie hin und stimmen Sie mit NEIN.

»Ja, ja, das sagt ihr so. Ich will die Zahlen sehen!«

Na gut. Damit der »Pro Reli/Freie Wahl«-Unsinn angenommen wird, muss die Mehrheit der Abstimmenden dafür sein und gleichzeitig mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten (vgl. § 36, Abs. 1 Abstimmungsgesetz).

Aber hat nicht dieser Mathematikprofessor was anderes geschrieben?

Ja, es stimmt im Handelsblatt schreibt der Mathematikprofessor Michael Joswig, es könne unter Umständen schädlich sein mit NEIN zu stimmen, weil man damit die Beteiligung am Volksentscheid erhöhe.

Er rechnet so:

Gehen wir von einem fiktiven Wahlvolk mit 100 Wählerinnen und Wählern aus. Angenommen, die Wählerin N (wie »Nein«) sowie 24 weitere Wählerinnen und Wähler gehen zu den Urnen, die anderen 75 bleiben zu Hause. Nehmen wir weiter an, die 24 Teilnehmer der Wahl außer N stimmen alle mit »Ja«. Da N zur Wahl geht, ist das Quorum erfüllt, und der Entscheid ist angenommen, auch wenn N dagegenstimmt.

Zusammengefasst ist das Ergebnis also:

  • Wahlbeteiligung 25 %
  • 24 Ja-Stimmen (96 %)
  • 1 Nein-Stimme (4 %)

Da zieht Prof. Joswig den Schluss: Die Mehrheit der abgegebenen Stimmen waren Ja-Stimmen und 25 Prozent der Wahlberechtigten gingen zur Wahl – also hatte der Volksentscheid Erfolg.

Aber er vergisst diesen nicht unwichtigen Punkt:

  • Prozentuale Zustimmung bezogen auf alle Wahlberechtigten: 24 % (notwendig wären 25 %)

Richtiger Schluss lautet also: Volksbegehren gescheitert.

»Aber es gibt ja nicht nur 100 Wahlberechtigte in Berlin…«

Stimmt. Beim »Pro Reli/Freie Wahl«-Volksentscheid sind 2 453 418 2 445 686 BerlinerInnen wahlberechtigt (unsere ursprünglichen Zahlen bezogen sich auf die entsprechende Mittelung des Landeswahlleiters vom 24. März – am 24. April legte er aktuelle Zahlen vor, die wir in den folgenden Absätzen ergänzt haben). Damit der Volksentscheid Erfolg hat müsste mindestens ein Viertel zur Wahl gehen und außerdem noch mit Ja stimmen, das sind 613 355 611 422 Menschen. Klingt viel? Ist viel.

Wird’s passieren? Unwahrscheinlich: die Umfrage »Berlin Trend« sah am Freitag nur eine Beteiligung von 35 Prozent voraus. Das wären also 858 696 855 990 Menschen, von denen immer noch 613 355 611 422 (das sind die 25 % aller Wahlberechtigen und 71 % der Abstimmenden) mit Ja stimmen müssten.

Unsere Empfehlung

Gehen Sie am 26. April 2009 zur Wahl und kreuzen Sie NEIN an.

Am 27. April 2009 können Sie dann, wie viele andere BerlinerInnen auch, bei Ihrem zuständigen Amtsgericht den Austritt aus der Kirche erklären. Natürlich nur wenn Sie wollen.

Es dankt und grüßt
Ihre unermüdliche
REF: Religion Ethik Fundamentalismus

(Update 21. April 2009, 12:00)

Der Artikel wurde inzwischen vom Handelsblatt gelöscht. Scheinbar hatte sich auch der Landeswahlleiter eingemischt – wie Hans G. Kegel mit viel rot auf seiner Seite berichtet.

(Update 24. April 2009, 19:00)

Heute hat der Landeswahlleiter aktuelle Zahlen zu den Wahlberechtigten vorgelegt: Danach sind 2 445 686 BerlinerInnen wahlberechtigt. Die Zahlen weiter oben im Artikel haben wir ergänzt.